Endoskopischer Verschluss

Der endoskopische Verschluss von gastrointestinalen Wanddefekten hat sich als minimalinvasive Alternative zur chirurgischen Intervention etabliert. Er umfasst eine Reihe von Techniken zur Behandlung von akuten Perforationen, Leckagen und chronischen Läsionen wie Fisteln. Moderne Systeme wie das OTSC®neo System ermöglichen dabei einen einfachen Verschluss mit hoher klinischer Effektivität.

Indikationen

  • Verschluss akuter Läsionen
  • Verschluss von Leckagen
  • Verschluss von chronischen Läsionen wie bspw. Fisteln

Verfahren

Das OTSC®neo System ist ein innovatives Clip-System, das sich sowohl für den Verschluss von chronischen und akuten Läsionen als auch für den Verschluss von Leckagen eignet. Das spezielle Design des Clips ermöglicht eine große Kompressionsfläche sowie hohe Gewebekompression, wobei das Gewebe durch das spezielle Clipdesign geschont wird. Zusammen mit der Applikationshilfe OTSC® Twin Grasper® zeigt das OTSC®neo hohen technischen und klinischen Erfolg beim Verschluss von akuten Perforationen (Bartell et al. 2020, Voermans et al. 2012).

Bei chronischen Läsionen, beispielsweise Fisteln, ist OTSC®neo besonders effektiv, wenn das Gewebe zusätzlich aufbereitet bzw. angefrischt wird (Bartell et al. 2020, Vella et al. 2024). Für die Gewebeanfrischung können z.B. Techniken wie APC oder andere Alternativen verwendet werden, welche die Epithelschicht entfernen. Anschließend wird die Fistelöffnung mit dem OTSC®neo Clip verschlossen und kann verheilen. Für den Verschluss von anorektalen Fisteln bietet Ovesco mit OTSC® Proctology ein spezielles, sphinkterschonendes System.

Auch beim Verschluss von Leckagen (z.B. Anastomoseleckagen) hat sich das OTSC®neo System bewährt, insbesondere, wenn es mit endoskopischer Vakuumtherapie (EVT) kombiniert wird. Hierbei erfolgt die klassische EVT, bei der die Schwämme regelmäßig gewechselt und die Leckage sukzessive reduziert wird. Ist die Leckage soweit verkleinert worden, dass der OTSC®neo Clip die beiden Ränder adaptieren kann, sorgt die hohe Kompressionfläche des OTSC®neo System für einen effektiven und schnellen Verschluss und damit für kürzere Therapiezeiten und einen besseren Zustand der Patienten (Kollmann et al. 2024).

Greifen des ersten Wundrandes mit einem der Maulteile des OTSC® Twin Grasper®.
Greifen des gegenüberliegenden Wundrandes mit dem anderen Maulteil.
Einzug der Perforation in die Kappe (OTSC® Twin Grasper® muss vollständig in der Kappe sein).
Clip-Applikation und Lösen des OTSC® Twin Grasper® vom Gewebe.

TTS Clips (Through-the-scope-clips) werden durch den Arbeitskanal des Endoskops appliziert und können so akute Läsionen verschließen. Sie sind in den meisten endoskopischen Praxen und Kliniken standardmäßig vorhanden und eignen sich besonders gut für den Verschluss von kleinen Läsionen. Bei größeren oder tiefen Defekten ist ihre Greifkraft oft nicht ausreichend, um einen kompletten Wandverschluss zu gewährleisten, und es müssen in der Regel mehrere Clips platziert werden.

Die offene oder laparoskopische Operation stellt den traditionellen Ansatz dar. Sie ermöglicht einen definitiven Verschluss, ist jedoch mit den bekannten Nachteilen eines invasiven Eingriffs verbunden: höhere Komplikationsraten, höhere Kosten und eine längere Rekonvaleszenz für den Patienten.

Selbstexpandierende Metallstents können Defekte großvolumig überbrücken und abdichten. Sie werden vor allem bei Leckagen eingesetzt. Ihre Anwendung ist jedoch mit dem Risiko der Migration und der Entstehung von Druckulcera durch die Expansionskraft der Stents verbunden. Das Risiko einer Migration kann durch unterschiedliche Verfahren, darunter auch das stentFIX System reduziert werden.

Dieses Verfahren wird insbesondere bei größeren Leckagen mit einer dahinterliegenden Kavität eingesetzt. Ein Schwamm wird in die Höhle eingelegt und ein Unterdruck erzeugt, um die Wundheilung zu fördern. Die EVT ist oft sehr effektiv, erfordert jedoch wiederholte Eingriffe zum Schwammwechsel (alle 3-4 Tage) und einen längeren stationären Aufenthalt des Patienten. Sie kann gut mit einem finalen Verschluss durch einen OTSC®neo Clip kombiniert werden.

Fallbeispiele

Verschluss einer duodenalen Fistel

In diesem klinischen Video ist deutlich zu erkennen, wie mit Hilfe des OTSC® Twin Grasper® eine duodenale Fistel mobilisiert und mit einem einzigen OTSC® Clip verschlossen wird.

Verschluss einer rektovaginalen Fistel

Dieses Video zeigt, wie mit dem OTSC® Twin Grasper® die Ränder der Fistel gefasst und zusammengeführt werden, bevor der OTSC® Clip appliziert wird, um den Fistelgang zu verschließen.

Verschluss einer Anastomosenleckage

In diesem Video aus Amsterdam wird eine Anastomostenleckage erfolgreich mit einem Greifer mobilisiert und mit einem OTSC® verschlossen.

Weitere Informationen

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