Symposiumsreport DGE-BV 2021 – Teil 2
HemoPill® & OTSC®: telemetrische Blutungsdetektion und neueste Daten zur Blutstillung

OTSC® wird in aktuellen Leitlinien für die first-line Versorgung von großen Ulcera und die Therapie refraktärer Ulkusblutungen empfohlen.

Der 50. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Endoskopie und bildgebende Verfahren e.V. (DGE-BV) fand vom 8. bis zum 10. April 2021 virtuell statt. Das Thema des Abendsymposiums am 8. April war die telemetrische Blutungsdetektion mittels HemoPill® acute gefolgt von zwei Vorträgen zur Blutstillung mit dem OTSC® System. Hier finden Sie die Zusammenfassung des Vortrags von Prof. Schmidt.
Zum Nachschauen des Symposiums klicken Sie bitte hier: https://ovesco.com/de/dge-bv-symposium-2021/

Prof. Dr. Arthur Schmidt, Freiburg: OTSC System vor allem bei großen Ulcera mit fibrotischem Ulkusgrund sowie bei schwieriger anatomischer Lage überlegen.
A. Schmidt, Universitätsklinikum Freiburg, gab in seinem Vortrag einen Überblick über die aktuelle Datenlage und Leitlinienempfehlungen zur OTSC Therapie von Ulkusblutungen und präsentierte Studiendaten zu OTSC vs. TAE sowie OTSC vs. Chirurgie. Schmidt referierte, dass das OTSC System vor allem bei großen Ulcera mit fibrotischem Ulkusgrund sowie bei schwieriger anatomischer Lage (z.B. Bulbushinterwand) zum Einsatz kommt, bei denen andere endoskopische Verfahren (z.B. Injektion in Kombination mit Endoclips) an ihre Grenzen kommen. Gegenüber der Therapie mit Endoclips bieten OTSC Clips hier einige Vorteile: Höhere Kompressionskraft (Kato et al., GIE 2012), besserer Halt im fibrotischen Gewebe (Mönkemüller et al., Endoscopy 2014), und bessere Visualisierung der Blutungsquelle durch die Abstandskappe (Mönkemüller et al., Endoscopy 2015). Bei großen Ulcera werde nicht das Ziel verfolgt, das gesamte Ulcus mit dem OTSC zu verschließen, sondern den Gefäßstumpf im Ulkusgrund mit dem OTSC zu komprimieren, wodurch eine anhaltende Blutstillung erreicht werden kann (Schmidt et al., Gastrointest Endosc Clin N Am 2020).

Zur OTSC-Therapie bei blutenden peptischen Ulcera liegen viele Studien vor, teils auch mit großer Fallzahl. Diese sind jedoch fast ausschließlich retrospektiv. Eine Meta-Analyse dieser retrospektiven Daten (Weiland et al., Minim Invas Allied Technol 2019), zeigt eine technische Erfolgsrate von 93,0 %, eine klinische Erfolgsrate von 87,5 % und eine Re-Blutungsrate von 8,3 %. Die aktualisierten Leitlinien Empfehlungen der ESGE (Gralnek et al., 2021) geben nun auch eine Kann-Empfehlung zur First-line Therapie mit dem OTSC System für die Versorgung von großen Ulcera (> 2 cm, mit sichtbarem Gefäßstumpf > 2 mm oder in risikoreich vaskularisierten Regionen gelegen).

Bei refraktären Blutungen gibt es bislang eine prospektive randomisierte Studie (STING Study, Schmidt et al., Gastroenterology 2018) in welcher das OTSC (n = 33) mit der bisherigen Standardtherapie (n = 33) verglichen wird. Primärer Endpunkt der Studie war das Auftreten einer weiteren Blutung (persistierende Blutung oder Rezidivblutung). Diese trat in der Standardtherapie-Gruppe bei 57,6 % der Patienten auf, in der OTSC Gruppe nur bei 15,2 % (p=0,001). Somit kam es durch den OTSC zu einer relativen Risikoreduktion von 73,6 %.
Als Leitlinienempfehlungen zur persistierenden Ulkusblutungen gibt es eine DGVS Leitlinie (Goetz et al., 2017), die bei Persistieren der Blutung nach Standardtherapie eine Anwendung von OTSC Clips oder Hämostasesprays empfiehlt (Offene Empfehlung, starker Konsens). Auch die 2021 aktualisierte ESGE Leitlinie empfiehlt bei persistierender oder refraktärer Blutung die Anwendung von OTSC oder Hämostasespray/-puder.

Weiterhin präsentierte Schmidt eine retrospektive multizentrische Studie zu OTSC vs. TAE bei der Therapie von refraktären Ulkusblutungen (Kuellmer et al., UEGW 2020, submitted for publication) und eine retrospektive monozentrische Studie zu OTSC vs. Chirurgie (Kuellmer et al., ESGE Days 2021).
In der vergleichenden Studie OTSC vs. TAE wurden die Patientengruppen mittels Propensity-Score-Matching angeglichen, sodass für die Analyse jeweils 40 Patienten zur Verfügung standen. In der Analyse zeigte sich, dass das OTSC der TAE sowohl bzgl. der Krankenhausmortalität (5,0 % vs. 22,5 %) als auch der Dauer des Intensivstation-Aufenthalts (5 Tage vs. 9 Tage) signifikant überlegen ist. Auch der klinische Erfolg (72,5 % vs. 62,5 %) und die Re-Blutungsrate innerhalb von 7 Tagen (17,5 % vs. 32,5 %) waren mit dem OTSC besser, die Unterschiede waren hier aber nicht signifikant. Zusammenfassend zeigt die Studie, dass die TAE im Vergleich zur OTSC-Therapie als deutlich invasiveres Verfahren mit größeren Risiken und einem schwereren Krankheitsverlauf verbunden ist. Auch in der Vergleichsstudie OTSC vs. Chirurgie zeigten sich deutlich höhere Komplikations- und Mortalitätsraten in der Chirurgie-Gruppe, da die chirurgische Versorgung ein wesentlich invasiveres Verfahren ist. Diese Ergebnisse stehen in Einklang mit der ESGE Leitlinie (Gralnek et al., 2021) welche bei persistierender Blutung zunächst die Ausschöpfung aller endoskopischen Möglichkeiten empfiehlt, bevor eine transarterielle Embolisation (TAE) erwogen wird. Eine operative Versorgung wird nur bei Versagen der TAE empfohlen oder wenn eine TAE nicht möglich ist.

Überlegenheit des OTSC® System in der Salvage-Therapie von refraktären Ulkusblutungen: Technische Aspekte und aktuelle Daten
A. Schmidt, Universitätsklinikum Freiburg, Freiburg
Symposiumsvortrag im Rahmen des virtuellen DGE-BV Kongresses 2021